inpuncto 75 Jahre KirchenZeitung
Sternstunden der „KirchenZeitung“

Für eine aktuelle Zeitung ist der Rückblick in die weitere Vergangenheit nicht die typische Ausrichtung. Aus Anlass eines Jubiläums aber lohnt sich der Blick auf erklommene Gipfel.

Im Anfang waren die Amerikaner: „Genehmigung Nr. 76 des Information Service Branch“ steht auf der ersten Ausgabe des „Linzer Kirchenblatts“ vom 28. Oktober 1945. Im Herbst 1945, knapp vor der ersten Nationalratswahl der Zweiten Republik, erlaubte die Besatzungsmacht Österreichern durch Einzelgenehmigungen, eigene Zeitungen herauszugeben. Die Wochenzeitung der Diözese Linz war eine davon. In seinem Begrüßungsbrief im ersten Kirchenblatt zeigte sich Bischof Joseph C. Fließer glücklich, dass nach dem NS-Regime die Kirche endlich wieder „auch von der Presse-Kanzel aus reden“ könne.

Keine Kanzel
Viel hat sich seit dieser ersten Sternstunde der „KirchenZeitung“ getan. Vor allem: Sie ist keine „Pressekanzel“ mehr, sondern versteht sich – mittlerweile auch schon seit Jahrzehnten in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils – als „runder Tisch“ der Diözese. Nicht abstrakte Lehre und Beeinflussung, sondern Information, Glaubensweitergabe und Diskussion, verschiedene Meinungen und Unterhaltung, Austausch und Lebenshilfe sind ihre Ziele. „Das freie Wort in der Kirche“, von dem Karl Rahner in den 1950er-Jahren schon geschrieben hat, ist das Ideal, welches das Redaktionsteam anstrebt.

Kritische Loyalität
Die „KirchenZeitung“ ist ihren Weg mit der Kirche und mit der Diözese gegangen – stets loyal, deswegen aber nicht unkritisch gegenüber Problemen. Sternstunden waren etwa die Berichterstattung über das Zweite Vatikanische Konzil und die Diözesansynode 1970 – 1972 oder über den Dialog für Österreich 1997 – 1998. Besonders die Seligsprechung Franz ­Jägerstätters 2007, dessen Gedenken nicht zuletzt in der ­„KirchenZeitung“ hochgehalten wurde, war eine freudige Sternstunde. Dazu kamen Sonderausgaben zu den Papstbesuchen, gemeinsam mit den anderen österreichischen Kirchenzeitungen.

Freude und Hoffnung
Aber die „Kirchen­Zeitung“ betreibt keine rein kirchliche Nabelschau. Sie steht in der Verantwortung, „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“ (Zweites Vatikanisches Konzil) zu teilen. Deshalb gehören zu ihren Sternstunden auch die Verleihungen der 1993/94 ins Leben gerufenen Solidaritätspreise. Unter dem Motto „Wir zeigen, dass es anders geht“ haben wir als Redaktion der „KirchenZeitung“ immer wieder gelungene Projekte menschlicher Solidarität in verschiedenen Bereichen vor den Vorhang geholt – trotz Corona auch heuer. Manchmal haben wir auch ganz bewusst selbst Solidar­aktionen initiiert und unterstützt.
Und dann gibt es die Sternstunden, die jeder Redakteur, jede Redakteurin einzeln ­erlebt: in den Begegnungen in Pfarren, mit Gesprächspartnern, bei Recherche­reisen, beim Austausch mit österreichischen ­Missionar/innen. Manchmal sind es die kleinsten Sterne, die besonders hell funkeln. Ansprechend für viele unserer Leser/innen sind auch die spirituellen Beiträge, zum Beispiel die schon traditionelle Fastenserie. Beliebt waren und sind auch die Leserreisen der „KirchenZeitung“.

Politik

Eine parteipolitische Ausrichtung oder Nähe zu einer politischen Partei lehnten schon die Gründer der „KirchenZeitung“ in der ersten Ausgabe ab. Gesellschaftspolitisch hat sie sich aber immer eingebracht: Von Sozialpolitik über Sonn- und Feiertagsregelungen bis zum Religionsunterricht und bioethischen Fragen. Auch führende Politiker standen der „KirchenZeitung“ Rede und Antwort. Ein Höhepunkt war sicher das Interview mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Vorjahr.
Es gab aber auch Stunden, die schwer waren: zum Beispiel Konflikte zwischen fortschrittlichen und konservativen Flügeln in der Kirche, welche die Arbeit für die „KirchenZeitung“ schwer mach(t)en; als die zahlreichen Fälle von Missbrauch in der Kirche ans Licht des Tages kamen und es galt, den Opfern und ihrem Leid zu begegnen; umstrittene Bischofsernennungen in Österreich.

Zukunft

75 Jahre – das ist das Alter, in dem Bischöfe ihren Rücktritt anbieten müssen. Die KirchenZeitung hat nichts dergleichen vor. Wir stellen uns wie schon in der Vergangenheit technisch auf weitere Beine – neben der gedruckten Zeitung und der Homepage sind es aktuell die Entwicklungen bei E-Paper und im Bereich der Apps, die wir verfolgen. Denn es kommt nicht auf das Trägermedium an, sondern auf den Inhalt. Das wussten auch schon unsere Vorgänger 1945.

Die allererste Ausgabe des "Linzer Kirchenblatts" und das "Jubiläums-Magazin" gibt es nun auch zum Durchblättern und Lesen: www.kirchenzeitung.at/75

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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