„Jeder Mensch hat es verdient, beschenkt zu werden“

Viktoria-Anna Schapfl hat die Aktion „Wunschbaum“ in   Eferding initiiert. | Foto: Pfarre Eferding/Maximilian Neundlinger,
  • Viktoria-Anna Schapfl hat die Aktion „Wunschbaum“ in Eferding initiiert.
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Viktoria-Anna Schapfl, die Pfarrsekretärin von Eferding, hat eine Wunschbaum-Aktion ins Leben gerufen. Den Menschen, denen das Geld für Geschenke fehlt, soll damit eine besondere Freude gemacht werden. Wünsche werden an den Baum gehängt, der damit zur Drehscheibe für das kleinere oder auch größere Weihnachtsglück wird.

Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern wartet jeden Monat vergeblich auf die Unterhaltszahlungen des Kindesvaters. Mit 250 Euro springt der Staat pro Kind ein – was längst nicht alle Kosten deckt. Die Miete kann sie gerade noch so zahlen. Darüber hinaus wird jeder Cent umgedreht. An Weihnachten denkt sie nur ungern, denn auch für Geschenke für die Kinder fehlt ihr das notwendige Geld.
Das Beispiel der Alleinerzieherin ist auch in einer Kleinstadt wie Eferding kein Einzelfall, wie Viktoria-Anna Schapfl aus ihrer Arbeitspraxis berichtet. Sie ist Pfarrsekretärin in Eferding und betreut für die Pfarrcaritas das ganze Jahr über Menschen quer durch alle Altersschichten, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind. Gerade zu Weihnachten schmerzt die Armut besonders, weiß sie. „Es gibt einige Menschen, die gerade halt so über die Runden kommen, aber für ein schönes Weihnachtsessen oder gar Geschenke ist einfach kein Geld mehr übrig“, sagt Viktoria-Anna Schapfl. Aus diesem Grund hat sie heuer bereits zum zweiten Mal ehrenamtlich die Aktion „Wunschbaum“ in Eferding initiiert.

Weltliche Hilfsaktion für alle Menschen
Auf einem von Pfarrangehörigen weihnachtlich geschmückten Baum hängen Kärtchen, aus denen Alter und Geschlecht eines zu beschenkenden Menschen sowie Wunsch und ungefährer Preis abzulesen sind. Die Wünsche selbst und die verpackten Geschenke werden im Pfarrzentrum abgegeben. Der Standort des Wunschbaumes ist dabei bewusst im Stadtzentrum gewählt, ein paar hundert Meter weg von der Pfarrkirche: „Wir helfen allen, nicht nur Katholikinnen und Katholiken. Es ist eine weltliche Hilfsaktion“, erklärt Viktoria-Anna Schapfl den Grund dafür. Natürlich gehe es bei Weihnachten um mehr als um Geschenke, aber deren Bedeutung will sie nicht kleinreden. „Jeder Mensch hat es verdient, beschenkt zu werden. Das ist auch ein Zeichen der Wertschätzung.“

Mehr Wünsche als letztes Jahr
Waren es im ersten Jahr noch 20 Wünsche, die auf den Baum gehängt wurden, hat sich die Zahl heuer mit 36 beinahe verdoppelt. Die wirtschaftliche Misere, ausgelöst durch Corona, dürfte die Zahl der Bedürftigen noch einmal deutlich erhöht haben. Einige Kinder bekommen ihr Spielzeug, von dem sie so lange geträumt haben, für andere geht mit Gutscheinen für Reitstunden oder für den Besuch eines Schwimmbads ein großer Wunsch in Erfüllung. Die Erwachsenen dürfen bei der Aktion Wunschbaum auch auf ihre Kosten kommen. Denn in manchen Familien bekommen die Kinder zwar Geschenke, die Eltern können sich aber für sich selbst nichts mehr gönnen. „Eine Frau hat sich Friseurgutscheine gewünscht. Seit fünf Jahren war sie nicht mehr beim Friseur. Es ist für sie fast ein Luxus, sich endlich einmal die Haare schneiden zu lassen.“
Darüber hinaus werden auch Lebensmittelgutscheine verschenkt, damit es zu Weihnachten ein ordentliches Festmahl geben kann. Besonders freue es sie, sagt Schapfl, dass es in Eferding so viele großzügige Spenderinnen und Spender für die Aktion gebe. Viele würden sich die Mühe machen, nicht nur die Geschenke zu besorgen, sondern diese auch liebevoll zu verpacken. „Das Schöne an der Aktion ist die Bereitschaft, etwas herzugeben, ohne zu wissen, wer es bekommt. Keine und keiner hinterfragt diese anonyme Hilfe, für die wir auch keine Überprüfungen der Bedürftigkeit brauchen“, sagt sie. Anders als bei vielen anderen weihnachtlichen Hilfsaktionen werden die Schicksale der bedürftigen Menschen beim Wunschbaum nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten. Das würde die Menschen zu sehr beschämen, meint Viktoria-Anna Schapfl: „Es ist auch so ein gewaltiger und mutiger Schritt, wenn man sich zu Weihnachten Hilfe holt.“ In den Tagen vor Weihnachten wird sie die Packerl dann persönlich und diskret übergeben.
Aus dem vergangenen Jahr weiß sie, dass dabei viele Emotionen im Spiel sind. „Da fließen manchmal schon die Tränen der Erleichterung und Freude.“ In diesen Momenten merke sie, wie sehr der Wunschbaum als Drehscheibe eines kleineren oder auch größeren Weihnachtsglücks dient. Schapfl: „Manche Beschenkten sagen zu mir: ‚Endlich kann es auch für mich ein richtiges Weihnachtsfest werden.’“

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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