„Es besteht die Gefahr der Überlastung“
Interview

Foto: KiZ/Litzlbauer

Roman Rubasch hält als Pfarrgemeinderatsobmann die Pfarre Wolfern am Laufen. Ein Gespräch über die vielen Aufgaben der Ehrenamtlichen und das langsame Reformtempo der katholischen Kirche.   

Engagement für Flüchtlinge, Firmbegleiter, Wortgottesfeierleiter, Pfarrgemeinderatsobmann. Habe ich etwas vergessen bei Ihrem großen Aufgabenbereich in der Pfarre Wolfern?

Roman Rubasch: Das sind jedenfalls die wesentlichen, arbeitsintensiven Aufgaben. Da stecke ich schon viel von meiner Zeit rein.

Ist die ehrenamtliche Arbeit für Sie in den letzten Jahren in der Pfarre mehr geworden? 

Rubasch: Ich habe das subjektive Gefühl, dass sich meine Arbeit in den 15 Jahren Obmannschaft vervierfacht hat. Die Aufgaben in der Pfarre sind immer mehr in die Hände der Ehrenamtlichen gelegt worden. Aus diesem Grund haben wir für die neue PGR-Periode ein Obleute-Team aus vier Personen gebildet. Allein ist das nicht mehr gut zu bewältigen.

Sie gelten als Brückenbauer in der Pfarre, der verschiedene Gruppierungen vereint. Wie legen Sie diese Rollen an?

Rubasch: Einfach schauen, dass man mit allen Leuten Kontakt hält. Bei uns ist die traditionelle Schiene sehr stark, da muss ich darauf achten, dass sich die liberalere Seite nicht ganz verabschiedet. Mein Zugang zur Pfarre ist, dass alle ihren Platz finden sollen. Ganz auszugleichen geht sich nicht aus. Was mir aber sehr hilft, ist, dass ich von der menschlichen Seite her alle gern mag und mit allen gut kann. 

Wäre es sinnvoll, die Pfarrgemeinderäte mit mehr Entscheidungskompetenzen aufzuwerten?

Rubasch: Auf der einen Seite wäre es eine Verbesserung, wenn bei Entscheidungen der  Pfarrgemeinderat nicht mehr übergangen werden kann. Andererseits würde das aber auch noch mehr Verantwortung für die Laien bedeuten und irgendwann finden sich dann kaum noch Ehrenamtliche, die unter diesen Bedingungen im Pfarrgemeinderat arbeiten wollen.

Sie arbeiten mit Firmlingen in der Pfarre, was gefällt Ihnen daran?

Rubasch: Ich möchte den Jugendlichen eine Ahnung vom Schatz des Glaubens vermitteln. Ich bin überzeugt, dass sich jede und jeder etwas mitnimmt, auf das sie oder er später einmal zurückgreifen kann. Ich denke schon, dass die Firmlinge spüren, dass es eine andere Dimension im Leben gibt als lernen, Geld verdienen, Konsum und Wirtschaft. 

Was ist da Ihre zentrale Botschaft?

Rubasch: Ich denke an das Bibelwort: ‚Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben.‘  Ich glaube, wenn man als Mensch getrennt von Gott leben will, verdorrt man seelisch. 

Wie schaffen Sie es, im Wortgottesdienst eine einfache und gut verständliche Sprache zu verwenden?

Rubasch: Ich habe keine komplizierteren Worte in mir als die einfachen. Hochgestochen theologisch zu formulieren würde mir nicht liegen. Ich bemühe mich, authentisch zu sein und in den Gedanken zu den Bibeltexten meine Meinung zu vertreten. 

Was erwarten Sie von der Kirche für die Zukunft?

Rubasch: Ich bin der Meinung, dass der Heilige Geist uns genug ‚fähige‘ Leute schickt, die Freude hätten, in der Kirche hauptamtlich zu arbeiten, sei es als Pastoralassistent/innen oder Priester/innen. Die Kirchenleitung schränkt mit ihren Bedingungen aber sehr ein und schließt Verheiratete und Frauen aus. Viele Pfarrmitglieder und ich haben auch kein Verständnis dafür, über die Zulassung von Frauen zu Diakoninnen zu diskutieren, wenn wir Priesterinnen und Priester brauchen. Jede Firma, die sich den Herausforderungen der Zeit nicht stellt, wird über kurz oder lang nicht bestehen können. Es zehrt, dass die katholische Kirche bei den Reformen so langsam ist. 

Das heißt, die katholische Kirche braucht Reformen, um lebendig zu bleiben?

Rubasch: Ja, die Arbeit der Hauptamtlichen muss attraktiver werden, damit wieder mehr Jugendliche diese Berufe ergreifen wollen und Aufgaben in der Kirche übernehmen können.  Zu sagen: ‚Okay, ihr Laien macht ehrenamtliche Seelsorgeteams‘ ist zwar ein großartiges Vertrauen, das uns entgegengebracht wird und wir auch zu schätzen wissen. Es besteht aber die Gefahr der Überlastung und eventuell auch des Qualitätsverlusts. Ich verstehe es, dass sich viele überfordert fühlen und zurückziehen. Jeder Tag früher, an dem mit Reformen begonnen wird, ist aus all diesen Gründen ein Gewinn.

... auch, um letztlich das Positive in der Kirche wieder besser zum Ausdruck zu bringen?

Rubasch: Sicher, die Botschaft Jesu hat sich nicht verändert und das Bedürfnis, in der Gemeinschaft Halt im Glauben zu finden auch nicht. Die Seele braucht Nahrung, das ist wichtig für unser Leben. Davon bin ich überzeugt und das ist der Antrieb, weshalb ich mich einbringe und engagiere.  «

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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