Gnadenhochzeit
„Es kommt im Leben, wie es kommen will“

Foto: Hitzenberger

Erstmalig wurde in der Pfarre Steinerkirchen an der Traun eine Gnadenhochzeit gefeiert. Maria und Josef Wolf erzählen von diesem einmaligen Fest am Christi-Himmelfahrtstag und ihren siebzig Ehejahren.

Wie sie sich kennengelernt haben, weiß das Jubelpaar noch genau. Die beiden sind an einer Straßenkreuzung mit dem Rad zusammengestoßen und in die Wiese gefallen.

So nahm die Beziehung ihren Anfang, ein Jahr später – am 26. Mai 1952 – läuteten die Hochzeitsglocken. „Aber die Verschuldensfrage ist bis heute nicht geklärt“, fügen Josef und Rosina Wolf schmunzlend hinzu.

Der Sohn und die Schwiegertochter unterstützen die Eltern beim Gespräch mit der KirchenZeitung und helfen ein wenig beim Einordnen der Erlebnisse, die das Jubelpaar erzählt.

Das Leben von Maria und Josef Wolf war von Arbeit geprägt. Die Landwirtschaft lag zu einem nicht unerheblichen Teil auf den Schultern der Frau, weil Josef dank seines handwerklichen Geschicks immer zusätzlich beschäftigt war.

Ein Alleskönner

Anfangs hat er Fensterstöcke und Türen angefertigt, dann ist er auf Metall umgestiegen und hat – alles zu Hause auf dem Hof – tiefergelegte Ladewägen entwickelt und gebaut. Ebenso hat er Strohschneidemaschinen erzeugt. „Es ist unglaublich, in welch weitem Umkreis die Tielflader des Vaters in Verwendung waren“, ergänzt Sohn Josef.

„Alles kann er“, sagt Maria über ihren Mann und man hört nach 70 Jahren Ehe noch den Stolz über seine vielfältigen Fähigkeiten heraus. Josef war es stets wichtig, mit der Zeit zu gehen, „damit es wieder etwas Neues gibt“. Am Erfinden, Tüfteln und Umsetzen fand er Freude. „Ihr habt aber nicht nur gerabeitet, sondern auch gern gefeiert“, werfen Sohn und Schwiegertochter ein.

Genau an ihrem 70. Hochzeitstag – am 26. Mai 2022 –- feierten Maria und Josef Wolf in der Pfarrkirche Steinerkirchen an der Traun ihre „Gnadenhochzeit“, wie das 70-jährige Ehejubiläum genannt wird. Mit dem Jubelpaar freuten sich ihre drei Kinder, die acht Enkel und die drei Urenkel. Pfarrer P. Alois Mühlbachler OSB stand dem festlichen Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt vor, den der Chor „Laxabo rete“ mitgestaltet hat. Maria Wolf hat sich besonders auch über die Blasmusik gefreut, die vor der Kirche am Jubeltag aufgespielt hat.

Kontakte beleben

Da beginnt Maria Wolf von den Ausflügen zu erzählen, an denen sie gerne teilnahm und von ihrem Engagement für die Katholische Frauenbewegung. Vierzig Jahre ist sie „sammeln gegangen“ und hat Mitgliedsbeiträge eingehoben. Das hat die heute 90-Jährige mit Freude gemacht, weil sie gerne mit Menschen in Kontakt war und noch immer ist.

Ihr Mann Josef ist Mitglied der Katholischen Männerbewegung.

Einstellung

„Die Gesundheit ist die Voraussetzung, die man nicht in der Hand hat. Aber ich glaube schon, dass ihre positive Lebenseinstellung die Eltern bisher so agil und wach gehalten hat“, betonen Sohn Josef und Schwiegertochter Rosina und stellen das Leitwort vor, an dem sich Josef und Maria auch in schweren Zeiten orientiert haben: „Es kommt, wie es kommen will.“ Maria wiederholt ihr Lebensmotto.

Wichtig ist, sich nicht schon vorab Sorgen zu machen, sondern in Gelassenheit das Leben auf sich zukommen zu lassen und an der Gemeinschaft Anteil zu nehmen.

Bis zur Coronapandemie ist der heute 98-jährige Josef gemeinsam mit seiner Frau selbst mit dem Auto zur Kirche gefahren.

Im Fall von Josef und Maria Wolf ist auch die Großfamilie eine Kraftquelle. Es ist immer irgendwer im Haus oder um das Haus, und in der gemeinsamen Küche und Stube können sie am Leben der Jungen und deren Freundeskreis Anteil nehmen.

Die Frage, worin das Geheimnis einer so langen Ehe besteht, ist unausweichlich. Alles, was das Jubelpaar erzählt hat, trägt zu ihrem ihrem erfüllten Leben bei, auch wenn die Beschwerden des Alters schon drücken.

Mit einem Augenzwinkern ergänzt die Schwiegertochter: „Schmuck und Blumen tragen scheinbar nicht zu einer langen Ehe bei.“ Denn all die Jahrzehnte, die sie am Haus ist, hätte sie nie gesehen, dass ihr Schwiegervater seiner Frau Blumen oder Schmuck geschenkt hätte. «

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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