Kirche weit denken
Diözesanreform: Dienste statt Ämter
Wie die Diözese Linz ihre Ämterstruktur neu aufstellen will.
Nach der Ebene der Pfarren beginnt die Diözese Linz auch in der „Zentrale“ einen Erneuerungsprozess, der bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Das neue Konzept wurde von einer Kerngruppe erarbeitet und am Montag präsentiert.
„Nah bei den Menschen – wirksam in der Gesellschaft“
Mit diesem Leitsatz und den Begriffen Spiritualität, Solidarität und Qualität will die Diözese Linz auch ihre zentralen Dienste neu ordnen. Bischof Manfred Scheuer forderte die versammelten Führungskräfte am Montag im Bildungshaus Schloss Puchberg (Wels) dazu auf, Wandel als Chance und Aufforderung zu sehen. Heute sei weniger der Kreis das Bild der Kirche als der gemeinsame Weg (griechisch: Synode).
Generalvikar Severin Lederhilger stellte aufgrund einer externen Analyse den Entwurf der zukünftigen Struktur auf Ebene der Diözese vor. Orientiert am Evangelium und mit Blick auf Interessen sowohl der Katholik/innen als auch der Mitarbeiter/innen soll die neue Struktur die Vorgaben aus dem Zukunftsweg der Diözese umsetzen. Finanzierbarkeit und Krisenbeständigkeit sollen gewährleistet und die Verbindlichkeit erhöht werden.
Zu den Gesamtzielen gehört es ganz wesentlich auch, dass die Struktur der diözesanen „Zentrale“ der neuen Pfarrstruktur entgegenkommt.
Anstelle von einzelnen „Ämtern“ wird es künftig ein Miteinander von sieben Bereichen der „Diözesanen Dienste“ geben. Eine Leitungskonferenz wird alle 14 Tage zusammentreten und in übergeordneten Themen Entscheidungen treffen. Die Leitungskonferenz besteht aus dem Generalvikar und den sieben Bereichsleiter/innen. Diese werden in einem ersten Schritt für drei Jahre bestellt. Im Zuge der Reform, so versichert die Diözesanleitung, wird man alle Mitarbeiter/innen brauchen. Jede/r behält daher seine Anstellung in der Diözese Linz, jedoch können sich Aufgaben oder Zuordnungen ändern.
Die geplanten sieben Bereiche der Diözesanen Dienste werden thematisch geordnet. Die interne Gliederung wird dabei erst in einem weiteren Schritt erarbeitet:
1. Pfarre und Gemeinschaft: Dieser Bereich betrifft zunächst die pfarrlichen Agenden inklusive den Einsatz von Personal in den Pfarren und Pfarrteilgemeinden sowie die Dienst- und Fachaufsicht über Seelsorge- und Verwaltungstätigkeiten. Auch die Seelsorge in Altenheimen und für Jugendliche gehört in diesen Bereich. Unter dem Begriff Pfarrentwicklung und Pfarrservice kommen auch Aufgaben aus der bisherigen Diözesanfinanzkammer (zum Beispiel Kirchenrechnung und Matrikenführung) neu in diesen Bereich. Selbstverständlich gehört auch die Förderung und Unterstützung des Ehrenamts an diese Stelle, worunter auch die Förderung der Verbandstätigkeit der Katholischen Aktion fällt. Die Leitung dieses Bereichs übernimmt Martin Füreder, derzeit Leiter der Abteilung Priester und Diakone im Generalvikariat.
2. Seelsorge und Liturgie: Dieser Dienst bündelt unter anderem Expertise und Service für die Seelsorge (unter anderem in der Sakramentenpastoral), ist zuständig für die Seelsorge außerhalb des pfarrlichen Netzes und beobachtet gesellschaftliche Entwicklungen, um seelsorglich darauf reagieren zu können. Zugeordnet sind zum Beispiel die Themen Sakramente, Liturgie und Kirchenmusik, dazu kommt die spezielle Zielgruppenpastoral wie für Kinder/Jugendliche, Frauen, Männer, Senior/innen, Gefangene usw. Weiterer Bestandteil sind die überregionalen Angebote wie die Betriebsseelsorge, die Krankenhausseelsorge oder die Telefon- und Notfallseelsorge. Grob gesagt werden in diesem umfangreichen Feld nicht wenige Aufgaben der Fachabteilungen des bisherigen Pastoralamts angesiedelt sein. Die Leitung übernimmt Daniel Neuböck, derzeit Leiter der Diözesanjugendstelle.
3. Soziales und Caritas: Ein wesentlicher Teil dieses Bereichs ist die Caritas Oberösterreich mit all ihren Diensten und Einrichtungen. Dazu kommen aber unter anderem auch die Zuständigkeit für die Arbeitslosenstiftung, die Ehe- und Familienberatung und die gesellschaftliche Grundlagenarbeit in Weltkirche, Entwicklungszusammenarbeit sowie Umwelt- und Schöpfungsverantwortung. Als Leiter dieses Bereichs tritt Caritas-Direktor Franz Kehrer an.
4. Kommunikation und Verkündigung: Hier geht es um die Vermittlung der Botschaft der Kirche. Teilbereiche sind daher Glaubenskommunikation (Glaube, Bibel, Spiritualität), Glaube im Dialog (Ökumene), Presse und Medien sowie Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Auch die KirchenZeitung wird inhaltlich diesem Dienst zugerechnet. Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl wird die Leitung dieses Bereichs übernehmen.
5. Bildung und Kultur: Kirche ist eine wesentliche Trägerin von Bildung und Kultur. Religionsunterricht und Katholische Privatschulen gehören ebenso hierher wie ein Forum für die tertiären Bildungseinrichtungen der Diözese (Katholische Privat-Universität und Pädagogische Hochschule) sowie die Erwachsenenbildung (Katholisches Bildungswerk, Bildungshäuser, Angebote der Katholischen Aktion ...) und das Feld Kunst und Kultur inklusive des Dialogs mit Kunstschaffenden sowie Kunst- und Denkmalpflege. Der Bereich hat noch keine definitive Leitung. Diese wird übergangsweise auch von Gabriele Eder-Cakl wahrgenommen.
6. Personal und Qualitätssicherung: Hier laufen unter der Leitung von Edeltraud Addy-Papelitzky die Personalverwaltung, die Personalgewinnung und dessen Qualifizierung zusammen. Auch der Gewaltschutz für Kinder und Jugendliche sowie Fragen der Gleichstellung sind neben anderen Diensten hier angesiedelt.
7. Finanzen und Verwaltung: Zu diesem Bereich gehören künftig das diözesane Rechnungswesen, der Kirchenbeitrag, die Immobilienverwaltung, die IT-Verwaltung (Computer und Netzwerke), der Datenschutz, die Arbeitssicherheit und diözesane Wirtschaftsbetriebe. Die Leitung übernimmt Finanzdirektor Reinhold Prinz.
Zwei Fragen sind noch nicht abschließend geklärt:
Katholischen Aktion (KA): Bisher waren verschiedene thematische Bereiche der Seelsorge an die Katholische Aktion delegiert (Kinder- und Jugend, Frauen, Männer etc.). Nun werden sie direkt von der Diözese wahrgenommen, da die KA als Vertreterin der Laiinnen und Laien ansonsten in einen Weisungszusammenhang mit der Leitungskonferenz gerät. Zur Bewahrung des Netzwerkes der Gliederungen der KA und der damit verbundenen vielfachen Zusammenarbeit wird eine Projektgruppe gebildet.
Diözesane Gremien: Eine weitere Projektgruppe wird Entscheidungsgrundlagen erarbeiten, wie diözesane Gremien künftig aussehen werden – auch mit stärkerer Berücksichtigung des Ehrenamts. Zum Beispiel werden durch die neue Pfarrstruktur die Dekanate entfallen, was auch die Frage der Nachfolge der Dechantenkonferenz nach sich zieht.
Wie es weitergeht
Bis Ende Februar werden Rückmeldungen aus der Diözese zu diesem Entwurf gesammelt. Anfang März treffen sich die Leiter/innen der neuen Dienste mit dem Generalvikar. Die Leitenden haben dann die Aufgabe, innerhalb ihrer Bereiche Strukturen zu erarbeiten. Bis 1. Jänner 2023 sollen alle Bereiche bereits die Arbeit in der neuen Struktur aufgenommen haben.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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