Zur Berufung der Priester
Bischof Scheuer: Diener der Freude und Schönheit

Bischof Manfred Scheuer predigte über die priesterliche Identität. | Foto: Diözese Linz/Kienberger
  • Bischof Manfred Scheuer predigte über die priesterliche Identität.
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Bischof Manfred Scheuer ging in seiner Predigt zum Hochfest von Peter und Paul auch auf die Rolle der Priester ein. Aufgrund der aktuellen Diskussion zu diesem Thema dokumentieren wir Auszüge der Predigt vor den Priesterjubilaren:

(...) Wie habt Ihr, die Priesterjubilare, vor 25, 40, 50, 60 und mehr Jahren Primiz gefeiert und welches Priesterbild kam bei den Feiern damals zum Ausdruck? Was hat sich seit diesen Jahren alles verändert und was ist uns „weggenommen“ worden, was ist zerbröselt und was haben wir selbst kaputt gemacht? – Wenn uns in der Kirche das Geld weggenommen wird, wenn die Bürokratie, die Organisation, das bezahlte Amt zerbröselt, wenn die kirchliche sakramentale Struktur dekonstruiert oder destruiert wird?

Was bleibt dann übrig? Nichts? Oder kommt der Kern des Evangeliums hervor? Welche Rolle spielen bei unseren „ganz dringenden Desideraten“ der Krieg mit den massiven Auswirkungen auf das Zusammenleben im Kleinen und weltweit, mit den komplexen wirtschaftlichen und existenziellen Folgen, mit den psychischen Problemen und Krankheitsbildern …? (...)

„Ich bin es nicht.“

Wir kommen nicht raus aus dem Denken und Vergleichen: Je weniger Hauptamtliche, desto mehr engagierte Ehrenamtliche und Freiwillige?! Je weniger Priesterberufe, desto mehr gemeinsames Priestertum?
Was macht die priesterliche Identität aus? „Wer bist du?“ So wird Johannes der Täufer gefragt. Seine Antwort: „Ich bin es nicht!“ Er ist Zeuge und das hat sehr viel mit dem Zeigen zu tun.

Seine Existenz ist die des Zeigefingers, nicht im Sinn des Anprangerns, der Bedrohung, des Bloßstellens oder der Fixierung, sondern im Sinne von Weggeleit, Hinführung, Anwaltschaft und Lebenshilfe. Für Johannes den Täufer ist Jesus die Mitte, die Identität und so verweist er auf Jesus und so gibt er die Menschen, die zu ihm kommen, an Jesus ab. Seine Begegnungen gehen immer auch durch einen Verzicht, durch eine Relativierung hindurch. (...)

Wer bist du? Ich halte es für entscheidend, dass wir die priesterliche Identität bzw. Berufung nicht von der Selbstbehauptung, von der Abgrenzung oder von der Macht her definieren. Ein Holzweg ist es, mit der Frage zu kommen: Was kann er, darf er, was die anderen nicht dürfen?

In der Eucharistie bündelt sich das Leben, das Sterben und die Auferstehung Jesu. Eucharistie ist die symbolisch zusammengefasste Biografie Jesu. Wenn wir die eigene Identität, die eigene Biografie im Licht von Inkarnation, Leben, Tod und Auferstehung Jesu deuten, so dürfen wir zunächst bedenken, dass in Jesus Christus Gott als einer begegnet, der sich wahrhaft und bedingungslos der Schöpfung zuwendet. Eucharistie ist Danksagung. Die Dankbarkeit und Freude über das Wirken Gottes an uns ist für Ignatius von Loyola das Fundament von Berufung und Beruf. Dankbarkeit befreit von dem zwanghaften und verfehlten Bemühen, Berufung selbst „machen“ zu wollen. (...)

Nachfolge und Sendung

„Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen kann, wenn sie sich ihm vorbehaltlos anvertrauen“, schreibt Ignatius von Loyola. Nachfolge Jesu bleibt nicht bei Jesus kleben. Von Jesus her ist Nachfolge als Sendung zu verstehen (Lk 4,16–19). Der Geist lässt Mauern und Barrieren überwinden, er dynamisiert die oft eng gezogenen Grenzen. Die Nachfolge bedeutet Bereitschaft zum Wagnis, zum Abenteuer; der Geist schließt die Fähigkeit ein, Neuland unter die Füße zu nehmen und sich auf Unbekanntes einzulassen.

Diener der Freude und ein Diener der Schönheit sein, das ist die Berufung von Priestern. „Die Seele ernährt sich an dem, was sie erfreut“, heißt es bei Augustinus. Papst Franziskus spricht in Evangelii Gaudium vom „geistlichen Wohlgefallen, Volk zu sein“: „Um aus tiefster Seele Verkünder des Evangeliums zu sein, ist es auch nötig, ein geistliches Wohlgefallen daran zu finden, nahe am Leben der Menschen zu sein, bis zu dem Punkt, dass man entdeckt, dass dies eine Quelle höherer Freude ist.“ (...)

Eine Kirche, die keine Angst hat

Gott selbst erscheint an den Wegkreuzungen, an den Orten, die uns nicht vertraut sind, an denen wir uns nicht auf Sicherheiten stützen können. Es braucht eine Kirche, die keine Angst hat, in die Nacht dieser Menschen hineinzugehen. Es braucht eine Kirche, die fähig ist, ihnen auf ihren Wegen zu begegnen. Ihr seid hinausgegangen, auf Leute, auf Kinder und Jugendliche zugegangen, seid Leuten begegnet, die einsam, abgeschoben sind und habt Euch auf Fremdes und fremde Mentalitäten eingelassen, habt Alte und Kranke besucht und Zeit geschenkt, zugehört und verstanden. «

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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