Bibelstellen in Advent- und Weihnachtsliedern Teil 3 von 5
Ave Maria
Besonders viele Advent- und Weihnachtslieder verdanken wir dem Lukasevangelium. Heute sollen einmal jene zur Sprache kommen, die Maria und Josef in den Mittelpunkt stellen. Das bekannteste (nicht nur Weihnachts-)Lied ist selbstverständlich das Ave Maria, das zwei Bibelstellen miteinander kombiniert und zitiert. Der Anrede des Engels Gabriel in der Verkündigungsszene: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir“ (vgl. Lk 1,28), folgt die Anrede der Elisabeth in der Heimsuchungsszene: „Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes“ (vgl. Lk 1,42). Hier fügt das Lied noch den Namen des Kindes an, „Jesus“, und richtet eine frei gedichtete Bitte an die Gottesmutter, für uns Fürbitte einzulegen.
Morgenstern. Das Kirchenlied „Maria, sei gegrüßet“ (Gotteslob 795) berichtet ab der zweiten Strophe von der Verkündigung des Erzengels Gabriel in einer gereimten Nachdichtung. In der ersten Strophe dagegen wird aus Motiven unterschiedlicher biblischer Bücher Maria als Gottesmutter eingeführt. Sie ist der „Morgenstern“ – biblisch bezeichnet sich dagegen Christus selbst als der Morgenstern (vgl. Offb 22,16). Später wurde der Ehrentitel auch an Maria gegeben (z. B. in der Lauretanischen Litanei). „Von jedem Makel rein“ ist ein Zitat aus dem Hohelied: Hier bezeichnet der Liebende des Hoheliedes seine Freundin als schön, ohne jeden Makel (vgl. Hld 4,7). Das wurde später auf Maria bezogen und aus der Frau ohne Schönheitsfehler wurde die Frau ohne Befleckung durch die Erbsünde.
Schöner als Sonne und Mond. Ein volksliedhafterer Gesang ist das Lied „Wie schön glänzt die Sonn“, das ebenfalls Motive aus dem Hohelied verarbeitet. Die Frau, die schön ist wie Sonne und Mond, wird in Hohelied 6,10 besungen: „Wer ist sie, die da erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne?“ – Im Lied ist sie sogar noch schöner als Sonne und Mond:
Wie schön glänzt die Sonn’,
wie hell leucht’ der Mond,
der Schönheit Maria
doch gleichen nichts kann.
In der zweiten Strophe folgt dann die Verkündigungsszene, wo „ihr der Engel das Ave vortragt“.
Verkündigungsszene. Auch das Lied „Der Engel des Herrn“ (Gotteslob 956) schildert in den ersten beiden Strophen die Verkündigungsszene aus Lukas 1. In der dritten Strophe wechselt das Lied zum Johannesprolog, wenn es Jesus als „das heilige Wort, das Fleisch worden ist“, anspricht.
Magnificat. Ebenfalls nicht denkbar ohne das Lukasevangelium ist das häufig vertonte Magnificat (vgl. Lk 1,46–55), Marias jubelnder Lobpreis des rettenden Gottes. Hier erweist sich Maria als Prophetin, die den Sturz der Mächtigen und die Erhöhung der Niedrigen besingt.
Herbergslied. Daneben gibt es einige weitere Lieder, die sich vom Lukasevangelium inspirieren lassen, ohne es immer direkt zu zitieren. Dem Herbergslied „Wer klopfet an?“ – „Oh zwei gar arme Leut‘!“ liegt kein Bibeltext zugrunde, es entfaltet vielmehr die lapidare Bemerkung in Lukas 2,7 „Sie … legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ Davon inspiriert schildert das Lied einige vergebliche Versuche des Elternpaares, ein Zimmer zu bekommen, und stilisiert sie zudem als „arme Leut‘“, die sich erst gar keines leisten könnten. Die Herbergsbesitzer dagegen sind durchwegs unfreundlich und schroff.
Der Gang zu Elisabeth. Das bekannte Adventlied „Maria durch ein Dornwald ging“ entfaltet ebenfalls ein Motiv aus dem Lukasevangelium weiter: den Gang Marias zu ihrer Verwandten Elisabeth. Kunstvoll wird in das Lied aber auch das Motiv des neu aufsprießenden „Baumstumpfes“ aus Jesaja 11 eingewoben (vgl. den ersten Teil dieser Serie).
Wiegenlieder. Und dann gibt es noch einige Wiegenlieder, die Maria und Josef als frischgebackene Eltern zeigen, etwa „Joseph, lieber Joseph mein“:
Joseph, lieber Joseph mein,
hilf mir wiegen mein Kindelein!
Gott, der wird dein Lohner sein
im Himmelreich, der Jungfrau Sohn Maria ...
Sie verweisen dann schon auf das Jesuskind selbst. Davon wird in der letzten Folge dieser Serie die Rede sein.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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