Mit Marmelade den Hunger bekämpfen
Der Südsudan ist reich an Früchten und dennoch müssen viele Menschen hungern. Der Oberösterreicher Hans Rauscher hat deshalb Frauen im Südsudan die Produktion von Marmelade beigebracht, damit die nachhaltige Nahrungsmittelversorgung künftig sichergestellt werden kann.
Manchmal kann ein verpasster Flug ein Glücksfall sein. Im Fall von Hans Rauscher führte das Missgeschick dazu, dass seine Projektreise in den Südsudan erst einige Tage später als ursprünglich geplant startete. Damit entging er einem Mordanschlag, bei dem am 16. August im Südsudan insgesamt fünf Menschen starben. „Ich hätte auch in dem Autokonvoi sitzen sollen, der überfallen wurde“, erzählt Hans Rauscher, Obmann des oberösterreichischen Vereins proSudan, Wochen später beim Gespräch mit der KirchenZeitung. Die Strategie der Täter ist, mit gezielten Anschlägen das Land zu destabilisieren. „Nomadenstämme wollen damit die Menschen, die nach Jahren des Bürgerkriegs wieder das Land besiedeln wollen, einschüchtern“, berichtet Hans Rauscher. Das Attentat zeigt somit auch, dass der Friedensprozess mühsam und langwierig ist. Umso wichtiger ist das Engagement für Hilfsprojekte, damit das Land sich positiv entwickeln kann.
Vielfältige Hilfsprojekte
Aufgrund der Coronapandemie war es für den Religionslehrer aus Desslbrunn die erste Reise in das afrikanische Land nach über zweieinhalb Jahren Pause. Seit 35 Jahren setzt er sich für die Menschen in der Region ein, bereist den Südsudan etwa einmal im Jahr. Im jüngsten Staat der Welt, der vor zehn Jahren unabhängig wurde, hat sein Verein proSudan mehrere Hilfsprojekte am Laufen. Auch der Bürgerkrieg, der von 2013 bis 2018 dauerte, konnte diese Arbeit nicht stoppen. Der rein ehrenamtlich geführte Verein hat bereits Babyausspeisungszentren, Schulprojekte und Farmen im Südsudan unterstützt. ProSudan setzt aktuell einen Schwerpunkt auf Lebensmittelsicherheit und Frauenbildung.
„Die Frauen sind der Schlüssel zur Entwicklung, damit das Land von der Kultur der Gewalt wegkommt“, erzählt Rauscher. Vorzeigeprojekt ist dabei aktuell die Produktion von Marmelade. „Marmelade war vorher kaum bekannt im Südsudan.“
Marmeladenproduktion
So hat es sich Hans Rauscher während seiner Reise selbst zur Aufgabe gemacht, einer Gruppe von sechs Frauen die Marmeladenherstellung beizubringen. „Am Anfang waren die Frauen skeptisch, dass ihnen ein Mann das Kochen beibringt, aber dann waren sie mit Begeisterung dabei.“ Ananas, Orangen, Guaven und Mangos, die im Südsudan reichlich vorhanden sind, schmecken köstlich als Marmelade und sichern die nachhaltige Lebensmittelversorgung. Die größte Herausforderung ist dabei allerdings, Einmachgläser und Geliermittel aufzutreiben. „Früchte können über ihre saisonale Verfügbarkeit hinaus haltbar gemacht werden. Mit dem Verkauf von Marmelade kann man zudem ein gutes Einkommen erwirtschaften“, erklärt Hans Rauscher seine Idee zu dem Projekt, das den Ansatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ verfolgt. Vorläufig ist noch nicht daran gedacht, einen großen Verkauf einzurichten. Vielmehr sollen zuerst Schulkinder mit der köstlichen, selbstproduzierten Marmelade versorgt werden. «
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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