Altersdiskriminierung bei Banken
Kein Kredit für Oma?
Die Bank sperrt den Überziehungsrahmen und die Versicherung kürzt die Leistung – und das nur, weil der Kunde oder die Kundin schon älter ist: Ist das tatsächlich Praxis in Österreich?
Georg Wimmer, Mitarbeiter der Plattform für Menschenrechte Salzburg, recherchierte bereits 2020 zu dem Thema und trug unter anderem einige Erfahrungsberichte zusammen. Hier ist einer davon: 18 Jahre lang hatte Anna N. gewissenhaft die Beiträge für ihre Generali-Betriebsausfallsversicherung bezahlt. Aufgrund einer längeren Krankheit konnte sie drei Monate lang nicht arbeiten und wollte dafür rund 3.000 Euro Schadensgeld geltend machen. Von ihrem Versicherungsmakler wurde ihr davon abgeraten, da in ihrem Alter die Versicherung den Vertrag sofort kündigen würde. Sie stellte den Antrag trotzdem und erhielt auch das Geld. Kurze Zeit später wurde der Vertrag seitens Generali gekündigt – ohne Angabe von Gründen.
„Indirekte Diskriminierungen aufgrund des Alters zeigen sich auch im Bereich Pflichtversicherung“, sagt Wimmer. „Dem Frühpensionisten Albert R. erklärte die Krankenkasse, für seine Beschwerden gebe es zwar ein besseres Hörgerät, dieses werde allerdings nur an Berufstätige vergeben.“
Legale Diskriminierung
Ihre Rechte einklagen können die Betroffenen nur schwer, da die Diskriminierung aufrund des Alters außerhalb der Arbeitswelt nicht vom Gleichbehandlungsgesetz abgedeckt wird. Volksanwaltschaft und Antidiskriminierungstellen kritisieren dies seit Jahren und fordern eine Novellierung des Gesetzes.
Auf die Vorwürfe angesprochen, antwortet die Generali: „In der Lebensversicherung werden zum Vertragsabschlusszeitpunkt Leistungen und deren Auszahlungsbedingungen vereinbart. Die Generali Versicherung AG hält sich an diese Verträge.“ Auch in der Krankenversicherung ändere die Generali Verträge weder durch bloßes Erreichen eines bestimmten Alters noch wegen bestimmter Erkrankungen. Ausgenommen seien hiervon bereits bei Abschluss tariflich vereinbarte Umstellungen.
Kredite für Ältere
Wimmer berichtet auch, dass Bankkund/innen ab einem gewissen Alter keinen Kredit mehr bekommen würden oder ihr Konto nicht überziehen dürften. Die Bank Austria UniCredit entgegnet: „Senior/innen sind für uns Banken eine sehr wichtige und wertgeschätzte Kundengruppe, handelt es sich doch hier um jene Menschen, die oft jahrzehntelang in Geschäftsbeziehung zu ihrer Bank stehen.“
Bei der Vergabe von Krediten gebe es kein generelles Alterslimit, es müsse jedoch die „individuelle Rückzahlungsfähigkeit“ gegeben sein. Zudem setzten sich Banken gemeinsam mit dem Seniorenrat für Erleichterungen bei der Kreditvergabe ein, und auch das Justizministerium arbeite bereits an einem entsprechenden Gesetzesentwurf. „Es soll in Zukunft mehr auf die Immobiliensicherheit ankommen für Sanierungskredite, Treppenlifte etc. statt wie bisher auf die Rückzahlungsfähigkeit.«
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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