E-Auto und E-Mobilität im Fokus
Die (Rück-)Eroberung der Straße
E-Autos liegen immer mehr im Trend, sie werden leistungsfähiger und günstiger. Geht es nach der EU, soll ab 2035 jedes neu zugelassene Fahrzeug ein E-Auto sein. Aber rettet das wirklich das Klima?
E-Mobilität hat laut Lina Mosshammer vom „VCÖ – Mobilität mit Zukunft“ (ursprünglich Verkehrsclub Österreich) viele Facetten, das E-Auto ist nur eine davon. Wichtig sei eine grundlegende Verkehrswende hin zu mehr Fußgänger- und Radverkehr, der Ausbau öffentlicher (E-)Verkehrsmittel und erst dann komme das Auto.
Die Vorteile des Elektroautos sind für Mosshammer dennoch da: „In puncto Nachhaltigkeit gewinnt das E-Auto klar gegen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.“ Kommt der Strom für das E-Auto von erneuerbaren Energiequellen, würden über das gesamte Fahrzeugleben um bis zu 79 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen als bei herkömmlichen Autos ausgestoßen.
Der Abbau von nicht unendlich verfügbaren Rohstoffen bleibt allerdings auch für die Herstellung von E-Autos nicht aus: Vor allem sind dies metallische und halbmetallische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt.
Gerade dies sieht Politikwissenschafter Winfried Wolf, Herausgeber von „Mit dem Elektroauto in die Sackgasse“, kritisch: „Wir können kein Interesse daran haben, dass es immer mehr Autos gibt. Ein E-Antrieb mag besser sein als Diesel oder Benzin, dennoch bleibt immer noch das Problem mit vermehrtem Flächen-, Rohstoff- und Materialverbrauch. Gerade in den Städten ist es fehl am Platz, dieser muss für die Menschen zur Verfügung stehen. Wir müssen uns die Straße zurückerobern.“ Unabhängig vom Antrieb sei zudem die Anzahl der Verkehrstoten, wirft Wolf weiter ein.
(Wieder-)Verwendung
Mosshammer sieht durch die E-Mobilität die Chance, die „Fehler, die bei der Ölförderung gemacht wurden, nicht zu wiederholen“, sie also umwelt- und sozialverträglich zu machen. „Das Ziel sind langlebige Produkte, deren Komponenten wiederverwendet werden können. Die Batterie kann man etwa im zweiten Leben als Speicher nutzen.“ Norbert Rainer, Geschäftsführer vom Klimabündnis Österreich und Oberösterreich, meint: „Durch die Nutzung von E-Autos unterstützen wir keine nichtdemokratischen Länder mehr, weil wir auf Erdöl verzichten. Das bedetuet weniger Umweltverschmutzung und weniger Menschenrechtsverletzungen.“
Wolf überzeugen diese Argumente nicht: „Genauso könnte man sagen, man verbessert die Arbeitsbedingungen beim Erdölabbau. Ist es dann ok, weiter mit Verbrennungsmotor zu fahren?“
Kleine Version sinnvoll
Für Mosshammer ist das E-Auto das ideale Zweitauto, weil dieses meist für die kurzen Alltagswege verwendet wird: „Vier von zehn Fahrten sind unter fünf Kilometer, die Durchschnittswege betragen 30 bis 40 Kilometer, das kann man mit einem E-Auto wirklich leicht abdecken.“ Norbert Rainer geht noch weiter und meint, man könne auf die Hälfte der Zweitautos verzichten, wenn man auf Carsharing (gemeinsames Nutzen von Fahrzeugen) umsteigt: „Unsere langjährigen Erfahrungen haben gezeigt, dass zehn bis 15 Personen mit einem Auto auskommen.“
Sinnvoll könne das E-Auto sein, wenn die Wahl auf eine kleine Version mit entsprechend kleiner Batterie fällt, da sind sich Mosshammer, Rainer und Wolf einig. „Aber die E-Autos werden ja immer größer. Viele Leute wollen einen SUV haben, weil das Auto immer noch ein Statussymbol ist“, sagt Wolf. Zu-Fuß-Gehen und Radfahren müsse wieder „in“ werden.
Absolute Lösung für das CO2-Problem ist das E-Auto auch für VCÖ und Klimabündnis nicht, aber eine Chance: „Wir müssen kritisch bleiben und die Weiterverwertung letztgültig klären. Wichtig wären klare EU-Richtlinien wie eine Batterieverordnung mit Recyclingquoten.“
Zum Weiterlesen
- faktencheck-energiewende.at/fakt/ist-ein-elektroauto-wirklich-besser-fuer-die-umwelt
- Winfried Wolf (Hrsg): Mit dem Elektroauto in die Sackgasse. Warum E-Mobilität den Klimawandel beschleunigt. Promedia 2020, 232 S., € 17,90
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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