Wenn das Kind kein Fleisch mehr isst
Wenn Jugendliche sich entscheiden, von heute auf morgen vegetarisch zu leben, ist Kreativität in der Familienküche gefragt. Expert/innen raten den Eltern, ihr Kind zu unterstützen und die Ernährungsumstellung zum gemeinsamen Projekt zu machen.
Die Gründe, warum der Sohn oder die Tochter vegetarisch leben will, können unterschiedlich sein. Vielleicht engagieren sie sich für den Klimaschutz bei „Fridays for Future“ oder sie können dem Geschmack von Fleisch einfach nichts mehr abgewinnen. Doch egal, worin die Motivation liegt, für die Familienküche kann die Ernährungsumstellung des jungen Erwachsenen zur Herausforderung werden. Muss sie aber nicht, wie Ärztin und Mutter Barbara Hauer in ihrem Buch „Ich ess ab heute kein Fleisch mehr!“ beschreibt: „Vielleicht gelingt es, die Ernährungsumstellung Ihres Teenagers zumindest teilweise zum gemeinsamen Projekt zu machen. Wichtig ist, dessen Entscheidung zu respektieren, umgekehrt aber auch Eigeninitiative einzufordern: Einkaufen, (Mit-)Kochen, Rezeptideen beisteuern.“
Alltagstipps
Ärztin Hauer hält in ihrem Buch zahlreiche Tipps bereit, wie Eltern die neue Ernährungsweise ihres Kindes in den Alltag integrieren können. Für den Anfang kann eine Liste erstellt werden mit Lebensmitteln, die in Zukunft auf den Tisch kommen sollen: „Lassen Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn aufschreiben, was gemocht wird und was nicht. Vielleicht gibt es auch Vegetarier in Ihrem Umfeld, die Ihnen Tipps geben können.“ Ein Besuch in einem vegetarischen Restaurant, ein Kochkurs oder das schrittweise Ausprobieren neuer Speisen lässt mit der Zeit ein Repertoire an fleischlosen Gerichten entstehen, die alle Familienmitglieder immer wieder gerne essen. Auch die Erstellung eines Wochenplans könne dabei hilfreich sein. Außenstehende sowie die Verwandtschaft sollten gegebenenfalls sachlich auf die neuen Ernährungsgewohnheiten des Kindes hingewiesen werden, betont Hauer in ihrem Buch: „Versuchen Sie, gemeinsam mit Ihrem Kind informiert auf eventuelle Fragen zum Vegetarismus zu antworten, und zeigen Sie ihm auch in solchen Situationen, dass Sie seine Entscheidung respektieren.“
Auf Nährstoffe achten
Viele Expert/innen raten zwar nicht von einer vegetarischen Ernährung ab, jedoch sollte dabei auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr geachtet werden. Bei Heranwachsenden sei der Eisenbedarf deutlich höher als bei Erwachsenen, auch bei Nährstoffen wie Jod, Zink, Vitamin B12 und Vitamin D sollte es nicht zu Mangelerscheinungen kommen. Daher sollten Milch, Käse und Eier auf jeden Fall mit auf den Speiseplan, ebenso viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, gemahlene Nüsse und Vollkornprodukte. Einen kompakten Überblick bietet der Ratgeber „Vegetarismus und Veganismus“ der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Darin wird unter anderem empfohlen, Fleischersatzprodukte nur selten zu konsumieren, da sie „aus gesundheitlichen Gründen nicht notwendig sind“. Als Einstieg hält Hauer sie für durchaus sinnvoll. Als wissenschaftliche Grundlage für Ernährungsempfehlungen werden in Österreich die sogenannten „D-A-CH“-Referenzen herangezogen, welche je nach Alter den täglichen Bedarf an Energie und Nährstoffen aufzeigen. Ausführliche Infos dazu gibt es auf der Website der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGF).
Langsam angehen
Bei aller Planung und Motivation sei aber klar, dass die Umstellung nicht von heute auf morgen gelingt, weiß Hauer aus eigener Erfahrung: „Tasten Sie sich langsam heran und stellen sie sich auf Durststrecken ein, in denen alles ganz anders läuft als gedacht. Bleiben Sie so entspannt wie möglich und geben Sie nicht auf!“
Broschüre „Vegetarismus und Veganismus“: kinderessengesund.at/oegk_vegetarismus_veganismus
D-A-CH-Referenzwerte: www.oege.at/wissenschaft/empfehlungen-fuer-personengruppen/ernaehrung-von-kindern-und-jugendlichen/
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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