Vater sein im Jahr 2021
Am Sonntag ist Vatertag. Was es heutzutage bedeutet, Vater zu sein, und wie Männer zu ihrer ganz eigenen Vaterrolle finden, darüber macht sich unter anderem Wolfgang Schönleitner von der Katholischen Männerbewegung Oberösterreich Gedanken.
Wie ein Mann auf die eigene Beziehung mit seinem Vater zurückblickt, ist laut Wolfgang Schönleitner von der Katholischen Männerbewegung (KMB) entscheidend dafür, wie er selbst seine Vaterrolle anlegt. „Ein nicht geklärtes Verhältnis mit dem eigenen Vater wirkt sich auch auf die Kinder aus. Fragt man Männer, wie sie ihre Vaterrolle gestalten möchten, sagen die meisten: Anders als es bei mir war“, sagt Schönleitner.
Geliebt sein
Zwei zentrale Fragen seien es, die die Vater-Kind-Beziehung beeinflussen. Die erste lautet: „Bin ich geliebt? Wenn ich mich an meine Kinderheit erinnere, gab es eine Bestätigung, eine Antwort seitens meines Vaters?“, fragt Schönleitner. Die Väter-Generation, die aus dem Krieg kam, habe sich aufgrund der traumatischen Erlebnisse eine „Augen zu und durch“-Haltung zugelegt und ihre Gefühle verdrängt, wodurch es ihnen auch schwergefallen sei, diese den Kindern gegenüber klar zu zeigen. So war es auch in Schönleitners Familie: „Ich habe meinen Vater gefragt, wie das damals mit Opa war, und er hat geantwortet: Das weiß ich nicht, er hat nie darüber geredet und wir haben uns nicht getraut, zu fragen.“ Gefühle aktiv zu zeigen, ihnen eine Sprache zu geben, sei die große Herausforderung der Väter heute. Schönleitner begegnet ihr so: „Abends spreche ich mit den Kindern nochmal über den Tag. Wenn sie mich fragen, was ich heute gemacht habe, zähle ich keine Taten auf, denn das ist meist relativ abstrakt für sie. Stattdessen erzähle ich, wie ich mich dabei gefühlt habe. Ob mich etwas geärgert oder gefreut hat etwa.“
Rückhalt bekommen
Der zweite zentrale Punkt ist laut Schönleitner folgender: „Steht mein Vater hinter mir, stärkt er mir den Rücken?“ Erziehung bedeute nicht, das Kind abhängig zu halten, sondern ihm einerseits zu ermöglichen, eigene Entscheidungen treffen zu können und andererseits hinter ihm zu stehen, wenn es „Mist baut“. Die Anerkennung des Vaters soll sich das Kind nicht erst „verdienen“ müssen: „Kinder müssen sich erwarten können, dass da jemand ist, der sagt: ‚Egal was passiert und wie deine Leistungen sind, du bist mir als Person wichtig und ich stehe hinter dir.’“
Stress herausnehmen
Kinder sollen von Vorbildern lernen, wie Beziehungen funktionieren und Menschen miteinander umgehen können, ist Schönleitner überzeugt. Deshalb sei es auch wichtig, verschiedene Bezugspersonen zu haben – Mutter, Vater, Kindergartenpädagog/innen und so weiter. Da Erziehung etwas sei, das niemals fertig sei, rät Schönleitner, sich mit anderen Vätern auszutauschen. Denn zu erkennen, dass es bei jedem um dieselben Themen geht und auch nicht jeder die eine Lösung hat, sei „unglaublich entlastend“. Hilfreich sei es auch, sich mit dem eigenen Vater auszutauschen: „Mit ihm reden, sagen, wofür man dankbar oder worüber man wütend ist, ihn fragen, wie seine Sicht der Dinge heute darauf ist, sich aussprechen.“ Ist der Kontakt aus verschiedenen Gründen nicht möglich, könne man einen Brief schreiben oder die Gedanken auf andere, kreative Weise „zur Sprache bringen“. Wichtig findet Schönleitner auch, als Vater physisch anwesend zu sein, den Kindern zuzuhören und nachzufragen, wenn sie etwas erzählen. „Sonst hören sie irgendwann auf damit, wenn ich ihnen ständig sage, nein, jetzt nicht.“ Bei gemeinsamen Aktivitäten sei es entscheidend, Dinge zu tun, wo der Vater selbst mit Begeisterung dabei ist. Auch wenn Erziehung durchaus Arbeit bedeute, plädiert Schönleitner dafür, sich davon nicht stressen zu lassen, „denn wie sagte schon Karl Valentin: ‚Wir können unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.’“
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Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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