Digitale Technologien achtsam benutzen
Smartphone und Lebenszeit
Morgens im Bett E-Mails checken, rund um die Uhr die eigenen Gesundheitsdaten aufzeichnen, Fotos auf Social Media posten. Christina Feirer zeigt, wie man das eigene Smartphone-Verhalten hinterfragen und zu einem achtsameren Umgang damit gelangen kann.
Das Smartphone ist für viele Menschen ein ständiger Begleiter. Einer Studie zufolge verbringen wir durchschnittlich zweieinhalb Stunden pro Tag am Smartphone. „Digital Detoxerin“ Christina Feirer lädt in ihrem Buch „Likest du noch oder lebst du schon?“ dazu ein, das eigene Smartphone-Verhalten zu hinterfragen und gibt Tipps für einen achtsamen Umgang damit.
Es beginne damit, sich folgende Fragen zu stellen, sagt Feirer: „Wie oft bin ich tatsächlich am Smartphone? Wie geht es mir dabei, wie fühle ich mich, wenn ich länger hängengeblieben bin? Gut, oder schlecht?“
Sie betont, dass dabei die eigenen Bedürfnisse und Lebensumstände mitberücksichtigt werden sollten: „Es gibt Menschen, die müssen aus beruflichen Gründen ständig erreichbar sein oder pflegen vielleicht eine Person, die auf Abruf Hilfe braucht.“ Im nächsten Schritt gelte es, im Sinne einer langfristigen Veränderung, zu überlegen, wie man das Smartphone künftig verwenden und „wofür man seine wertvolle Lebenszeit nutzen möchte“.
Aus den Augen
In Abstimmung mit den Menschen in seinem Umfeld könne man beispielsweise einen Zeitraum definieren, in dem man nicht erreichbar sein muss, sagt Feirer. „Nehmen Sie das Handy aus Ihrem Blickfeld, legen Sie es in eine Schublade oder zur Garderobe, an einen Ort, wo Sie nicht ständig vorbeigehen.“
Familien schlägt Feirer vor, Vereinbarungen wie diese zu treffen: „Ab einer bestimmten Uhrzeit und/oder während des Essens wird das Handy in einer Schublade oder Schachtel geparkt und erst später wieder hervorgeholt.“
Eine andere Möglichkeit ist, bestimmte Räume zu gewissen Zeiten smartphone-frei zu halten, etwa das Schlafzimmer: „Wenn ich das Smartphone mit ins Schlafzimmer nehme, stelle ich nicht nur den Wecker, sondern schaue auch noch jegliche Internetplattformen durch.“ Stattdessen rät Feirer, auf einen herkömmlichen Wecker umzusteigen.
Push-Nachrichten deaktivieren
Soll das Handy in der Nähe bleiben, rät Feirer, zumindest die Pushnachrichten du deaktivieren. Das sind kurze Text-Mitteilungen, die am Bildschirm eingeblendet werden, wenn es in einer App (Handy-Anwendung) Neuigkeiten gibt.
„Ich würde außerdem immer wieder überprüfen, ob ich diese oder jene App überhaupt brauche, ob sie mir guttut oder ob ich sie besser lösche“, sagt Feirer. Wird die Internetplattform statt übers Handy über den Laptop aufgerufen, kann sich die Nutzungsdauer noch einmal reduzieren, weil der Zugang umständlicher und damit sozusagen „erschwert“ werde.
Soziale Medien ausmisten
Social-Media-Profile sollten immer wieder ausgemistet werden, ist Feirer überzeugt. „Ich folge nur Personen auf Facebook oder Instagram, die mich inspirieren und mein Leben irgendwie bereichern. Hingegen verabschiede ich mich von Profilen, bei denen ich mich schlecht oder minderwertig fühle, nachdem ich sie angeschaut habe. Wenn ich mich zum Beispiel in irgendeiner Form verglichen habe mit jemandem, der angeblich schöner, gescheiter, besser ist als ich.“
Blick auf Lebenszeit
Eine ideale Smartphone-Nutzungsdauer lässt sich laut Feirer nicht festlegen, denn „es kommt mehr auf das ‚Wie?’ an als auf das ‚Wie lange?’“. Vielleicht hilft dabei ein Gedankenspiel, das Feirer in ihrem Buch beschreibt: Stellen Sie sich vor, Sie sind 96 Jahre alt, sitzen in einem gemütlichen Sessel und denken über Ihr bisheriges Leben nach. Haben Sie Ihre „Lebenszeit als unendlich wertvoll angesehen“ und diese „mit genau diesen Tätigkeiten und Menschen verbracht, die Ihr Herz zum Leuchten bringen“?
Christina Feirer: Likest du noch oder lebst du schon? Über den achtsamen Umgang mit dem Smartphone. Kremayr&Scheriau 2022, 160 Seiten, € 22,–.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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