Rollende Engel
Noch einmal im Leben
„Sie haben nicht mehr lange zu leben.“ Ein Satz, der einen plötzlich aus der Bahn wirft. Der Verein „Rollende Engel“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, letzte Wünsche zu erfüllen.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, was Ihr letzter Wunsch wäre, würden Sie die Nachricht erhalten, dass Sie nicht mehr lange leben? Für manche Menschen ist das die Realität. Sie sitzen im Büro, spüren beispielsweise immer wieder ein Stechen im Kopf. Nach langem Hin und Her gehen sie zum Arzt und erhalten die Nachricht, dass nur noch wenig Zeit bleibt. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide, bald schon ist es nicht mehr möglich, alleine von A nach B zu kommen. Doch es gibt da noch einen letzten Wunsch.
„Rollende Engel“ als Wunscherfüller.
Der Verein „Rollende Engel“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau in solchen Situationen einzuschreiten und zu helfen. Er erfüllt letzte Wünsche in ganz Österreich. Dabei ist es egal, welcher Wunsch es ist, der Verein versucht, alles zu ermöglichen und den Betroffenen ein Erlebnis zu bereiten. Der Obmann des Vereins, Florian Aichhorn, sagt im Gespräch mit der KirchenZeitung: „An die Grenzen stoßen wir dann, wenn es der Gesundheitszustand plötzlich nicht mehr zulässt, dass wir das Erlebnis genau so durchführen, wie wir es geplant hätten. Ansonsten haben wir schon sehr viel möglich gemacht, wo wir selber nicht geglaubt haben, das zu schaffen.“ Aichhorn lernt viele Schicksale kennen. So zum Beispiel jenes einer 32-jährigen schwerkranken Frau. Ihre Wunschfahrt brachte sie am 25. Dezember von der Palliativstation noch einmal nach Hause, damit sie sich von ihrem Lebensgefährten und ihrem achtjährigen Sohn verabschieden kann. Sie sangen gemeinsam Hand in Hand unter dem Christbaum „Stille Nacht“. Danach musste die Mutter ihrem Sohn beibringen, dass sie nie mehr nach Hause kommen wird. Zwei Tage später verstarb die junge Mutter.
Entstehungsgeschichte. So bewegend die Geschichte dieser Wunschfahrt ist, so ist auch die Entstehungsgeschichte des Vereins. Florian Aichhorn, er im Hauptberuf Tourmanager ist, teilte sich einst einen Familientisch in einem Restaurant. Er kam mit der Familie ins Gespräch. Dabei lernte er den zehnjährigen Sohn kennen. Aichhorn fragte ihn, was er denn gerne mal werden wolle. Er antwortete: „Nix, eigentlich sollte ich seit zwei Jahren tot sein.“ Durch die Eltern erfuhr Aichhorn, dass tatsächlich seit zwei Jahren „jeder Tag, der ihnen noch bleibt, ein Geschenk ist“. Er fragte das Kind, was es denn gerne noch machen würde. Darauf erzählte der Bub, er würde so gerne einmal Rallye fahren. Daraufhin organisierte Aichhorn eine Rallyefahrt mit dem Staatsmeister Patrick Winter. So sei die Idee zum Verein entstanden.
Als der Verein später einen passenden Bus gefunden hatte, wurde der binnen 48 Tagen umgebaut und in eine „rollende Intensivstation“ verwandelt, sodass es den Patient/innen auf der Fahrt an nichts fehlt. Sie können weiterhin medizinisch versorgt werden und es gibt die Möglichkeit, einzuschreiten, sollte es einen medizinischen Notfall geben.
Die Fahrten sind so organisiert, dass grundsätzlich jede schwerkranke Person mit Hauptwohnsitz in Österreich daran teilnehmen kann. Für die betroffenen Menschen und eine Begleitperson ist die Wunschfahrt kostenlos. Je nach Bedarf werden die Wunscherfüller/innen ausgesucht.
20 Damen und nur zwei Herren. Mittlerweile arbeiten im Verein 22 Personen zu 100 Prozent ehrenamtlich. Dabei sind 20 Damen und zwei Herren. Alle Wunscherfüller/innen müssen entweder im Gesundheitswesen arbeiten oder eine Sanitäter/innen-Ausbildung abgeschlossen haben. Bisher wurden rund 70 Wunschfahrten durchgeführt. Um einen Wunsch erfüllen zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen.
Wettlauf gegen die Zeit. Dass es manchmal ein Wettlauf gegen die Zeit ist, den Wunsch noch rechtzeitig erfüllen zu können, sieht Aichhorn als Ansporn: „Man ist motiviert, noch schneller und besser zu werden. Wir wollen gewinnen und nicht der Tod soll siegen.“ «
Weitere Informationen: www.rollende-engel.at
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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