Zwei Unternehmerinnen erklären den Unterschied
Mode geht auch fair
„Fair Fashion“, also fair und nachhaltig produzierte Kleidung, bildet einen wachsenden Gegenpol zur „Fast Fashion“, der schnell und billig hergestellten Kleidung.
In der kleinen Schneiderei in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, rattern auf zweieinhalb Stockwerken die Nähmaschinen. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaik-Anlage, die es ermöglicht, trotz der regelmäßigen Stromabschaltungen weiterzuarbeiten.
Hier wird für das Eferdinger Modelabel „Fairytale Fashion“ nachhaltige und faire Kleidung produziert, um später in den Weltläden österreichweit verkauft zu werden. Kopf hinter dem Fairtrade-Projekt aus Oberösterreich ist Designerin Ingrid Gumpelmaier-Grandl „Es geht mir nicht nur darum, Mode zu produzieren, sondern um das Wie und Warum.“
Aufstehen gegen Missstände
„Man kann sich entweder über irgendwelche Missstände aufregen oder etwas dagegen tun“, sagt Gumpelmaier-Grandl. Zu den Missständen, die sie meint, gehören die Unmengen an Wasser, der Einsatz von Pestiziden und giftigen Farben, die bei der Herstellung konventioneller Baumwolle verwendet werden, aber auch die prekären Arbeitsbedingungen der Näher/innen in den meist asiatischen Produktionsländern.
Bei „Fairytale“ bestehe die Kleidung aus Bio-Baumwolle, es werde mit nepalesischen Klein-Manufakturen zusammengearbeitet und auf die natürliche Verarbeitung geachtet.
Gutes Hautgefühl
Franziska Wolf ist Geschäftsführerin von „KLEIDERgrün“, einem Geschäft für nachhaltige Mode in Feldkirch, Vorarlberg. Die gelernte Schneidermeisterin wollte wie Ingrid Gumpelmaier-Grandl etwas gegen die sogenannte „Fast Fashion“-Industrie tun.
„Fast Fashion“ steht für schnell und billig produzierte Kleidung. „Ich habe mich auf die Suche gemacht nach nachhaltigen Modelabels mit GOTS-Zertifikat (GOTS = Global Organic Textile Standard) sowie nach Designer/innen, die selber nähen und ihre Produkte grün und fair produzieren.“
Sieht man sich die Liste an Marken auf der Website von „KLEIDERgrün“ an, scheint es davon gar nicht so wenige zu geben. „Es ist ein wachsender Bereich“, bestätigt Wolf. Günstig sei fair produzierte Mode nicht immer, räumt Wolf ein, aber: „Niemand soll nachhaltige Kleidung nur deshalb kaufen, weil sie eben nachhaltig ist. Sie soll gerne und lange getragen werden, man soll spüren, mit wie viel Liebe die Teile gemacht sind und wie gut sie sich auf der Haut ohne chemische Behandlung und Giftstoffe anfühlen.“
Kleine Veränderungen
Für Veränderungen brauche es beide, sagt Wolf: Unternehmen und Konsument/innen. „Leute suchen nach nachhaltiger Kleidung, ich schaffe die Möglichkeit, diese zu kaufen.“ Springen mehr auf diesen Zug auf, hätte dies Vorteile für Mensch und Umwelt gleichermaßen.
Ingrid Gumpelmaier-Grandl ortet wie Franziska Wolf ebenso ein wachsendes Interesse an nachhaltig produzierter Kleidung. Das sei eine positive Enwicklung, denn „die Zeit tickt. Ich möchte keine Panik schüren wegen der Klimakrise, aber wenn man sich die Prognosen ansieht, ist es höchste Zeit für ein Umdenken.“
Mit Freude sehe sie die Aufwertung der Secondhandläden, die sich mittlerweile oft zu edlen Shops entwickelt hätten, sowie die vielen Kleidertausch-Initiativen in Städten und auch auf dem Land.
Wer Billigmode kauft, müsse sich aber keineswegs schämen oder ein schlechtes Gewissen haben, sagt sie: „Darum geht es nicht. Man muss kein Heiliger sein, sondern kann dort anfangen, wo es einem leichtfällt. Jeder kleine Schritt bringt Veränderung.“«
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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