Mehr als nur zwei Buchstaben
Das Ei ist nicht einfach nur ein Lebensmittel, sondern spielt in fast allen Kulturen der Welt eine wesentliche Rolle: als Symbol für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt, in Schöpfungsmythen und natürlich zu Ostern.
Im Christentum steht das Ei für die Auferstehung Christi, es gilt als Symbol neuen Lebens. Aber auch in anderen Religionen und Kulturen hat das Ei eine besondere Bedeutung, nicht nur rund um Ostern. In Mythen steht es häufig in Zusammenhang mit der Entstehung der Welt.
In Malaysia spielt das Ei bei Hochzeiten als Symbol der Fruchtbarkeit eine große Rolle. Das Brautpaar bekommt Gestecke aus Blumen und hart gekochten, verzierten Eiern überreicht, auch als Tischdekoration werden sie verwendet. Ist das Kind geboren oder feiert es seinen ersten Geburtstag, werden in China rote Eier verschenkt. In der chinesischen Medizin werden außerdem Wachteleier als Heilmittel eingesetzt: Sie sollen erschöpften Patienten ihre Lebenskraft zurückbringen. Das iranische Neujahrsfest „Nowruz“ („Neuer Tag“) wird im März gefeiert, und auch hier gehören bunt gefärbte Eier zu jenen Dingen, die am Neujahrstag verschenkt werden. Seit 2009 gehört dieses Fest, das auch in Afghanistan und den kurdischen Gebieten des Irak und der Türkei gefeiert wird, zum immateriellen Unesco-Kulturerbe. Die alten Ägypter sollen gesegnete Eier als Schutz vor allem Bösen für das Haus ausgelegt haben. Jedes Familienmitglied bekam ein gesegnetes Ei, dessen Verzehr vor Krankheit schützen sollte. Dies ist offenbar der Ursprung des Karfreitagseis.
Als Grabbeigaben sind Eier in unterschiedlichen Kulturen bekannt. Bunte Hühner- und Gänseeier wurden etwa in keltischen, slawischen, römischen oder auch ostmediterranen Gräbern gefunden. Im Rheinland fanden Forscher Eier als Beigabe in einem römischen Grab. Es handelte sich dabei um zwei bemalte Gänseeier. Anderswo wurden auch Eier aus Ton oder Bronze gefunden, wie in der ehemaligen griechischen Kolonie Metapont in Süditalien. Die Eier sollen den Verstorbenen die Auferstehung ermöglichen.
Zuerst das Ei
In vielen Schöpfungsmythen steht das Ei in irgendeiner Weise im Mittelpunkt und wird häufig als „Weltenei“ bezeichnet. In der indischen Mythologie steht es für den Kosmos, je nach Mythos entsteht daraus der Schöpfergott Prajapati oder Himmel und Erde. Ein anderes kosmisches Ei zerbricht durch Schwingungen und bringt den Schöpfergott Nommo hervor, so ein Mythos der afrikanischen Volksgruppe Dogon. Eine chinesische Legende wiederum besagt, das der Welterschaffer Pangu in einem Ei aufwuchs, das zersprang und aus dessen Dotter der Himmel und aus dessen Eiweiß die Erde entstand.
Ostertraditionen
Auch bei den Osterbräuchen darf das Ei in fast keiner Kultur fehlen. In der französischen Bretagne essen Schulanfänger/innen einen Zettel, auf dem das Alphabet notiert ist und der mit einem Karfreitagsei verrührt wird. Lesen und schreiben sollen sie so leichter lernen. In Bulgarien bringt jede/r ein gefärbtes Ei mit zum Kirchgang, nach dem Gottesdienst werden vor der Kirche die Eier aneinander geschlagen. Wessen Ei zum Schluss heilgeblieben ist, dem soll besonderes Glück widerfahren. Etwas anders machen es die Engländer: Beim „Egg-Shackling“ werden die Namen der Kinder auf rohe Eier geschrieben. Die kommen dann in eine Schüssel und werden so lange geschüttelt, bis nur noch ein heiles Ei übrig ist. Das Kind, dessen Name auf diesem Ei steht, bekommt einen Preis.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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