Durch die "Vollpension Backademie" profitieren Generationen voneinander

Anna Höfer (fast 70) kommt aus Oberöstereich und lebt seit drei Jahren in Wien. Im Café „Vollpension“ kann sie ihr Pensionskonto aufbessern und Kontakt zu jungen Leuten knüpfen. | Foto: Mark Glassner
  • Anna Höfer (fast 70) kommt aus Oberöstereich und lebt seit drei Jahren in Wien. Im Café „Vollpension“ kann sie ihr Pensionskonto aufbessern und Kontakt zu jungen Leuten knüpfen.
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Die Online-Plattform „Vollpension Backademie“ bringt die ­Lebenserfahrung der Senior/innen mit dem Elan und dem tech­nischen Wissen der jungen Generation zusammen.

Es ist, als würde sie mit ihrer Tochter in der Küche stehen und backen, nur eben beobachtet von mehreren Kameras, sagt Renate Pretscher. Die 62-jährige Pensionistin arbeitet seit gut einem Jahr im Wiener Generationencafé „Vollpension“. Dieses Café bietet Arbeit für 45 Senior/innen, die ansonsten von Altersarmut oder Vereinsamung betroffen wären. In der „Vollpension“ kommen sie sowohl mit Gleichaltrigen als auch jungen Leuten zusammen und können sich gleichzeitig etwas zur oft geringen Pension dazuverdienen. „Ich bin passionierte Bäckerin und freue mich sehr, dass ich dort mitarbeiten kann“, sagt Pretscher.


Große Bereicherung

Die erwähnten Kameras stehen aber nicht im Café selbst, sondern gehören zur „Vollpension Backademie“, entstanden während des Lockdowns letzten Herbst. Auf dieser Online-Plattform geben Omas und Opas Backkurse per Video, auch live. Anna Höfer war eine der Ersten, die bei solchen Videos dabei war: „Da haben wir noch zuhause gedreht, wobei ich technisch sehr viel dazugelernt habe. Ich glaube, dass die Leute zu der Zeit darauf gewartet haben, dass man ihnen etwas bietet. Ich war ganz platt, wie gut das angenommen worden ist.“ Zwar waren der bald 70-Jährigen die mit einem professionellen Team umgesetzten Drehs später zu stressig, doch die Arbeit im Café Vollpension sei ohne Zweifel ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben: „Ich bin zwar gerne alleine und wäre ohne den Job nicht vereinsamt, aber er zeigt mir immer wieder, dass ich glücklich bin, wenn ich unter die Leute komme. Wir Älteren haben die Lebenserfahrung, die Jungen haben das technische Knowhow – deshalb profitieren wir unglaublich voneinander.“Auch Renate Pretscher schwärmt von der Zusammenarbeit mit der jungen Generation: „Ihr Elan und der Spaß, mit dem sie an die Sache herangehen, wirkt ansteckend und ist eine unglaubliche Bereicherung.“ Sie erzählt von ihren ersten Drehs für die Backademie: „Das ist man ja nicht gewohnt, dass fünf, sechs Kameras und Scheinwerfer auf einen gerichtet sind. Aber es ist spannend, wenn man sich selber sieht, wie man so wirkt.“ Nach dem „Weggesperrt-Sein“ sei es auch eine schöne Möglichkeit gewesen, hinauszukommen.

Wissen weitergeben
Bei den Live-Backkursen der Backademie geht es neben dem sozialen Aspekt auch darum, traditionelles österreichisches Backwissen weiterzugeben, wie Pretscher sagt: „Die Kuchen, die wir backen, wurden schon vor 50 Jahren so gebacken, mit Zutaten, die jeder zuhause hat.“ Die Teilnehmer/innen sind meist zwischen 25 und 45 Jahre alt und backen gleichzeitig unter Anleitung der Oma mit. Dabei entstehe immer eine besondere Dynamik, alle hätten eine „Mordsgaudi“ (Höfer) und halten am Ende einen selbstgebackenen Kuchen in Händen. Die Backademie sucht derzeit Senior/innen aus Österreich und der ganzen Welt, die ihre Süßspeisen-Rezepte einer breiten Öffentlichkeit präsentieren möchten. Höfer und Pretscher raten ihren Alterskolleg/innen, sich zu trauen: „Einfach ausprobieren, und wenn es technisch nicht gleich funktioniert, die Enkelkinder dazuholen.“

Infos zu den Kursen: www.vollpension.wien/oma-live-backkurse

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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