Das Wetter und die Bauernregeln
Wie wird das Wetter morgen? Schon die alten Römer und Griechen haben die Natur beobachtet und Regeln daraus abgeleitet. Viele Gedenktage für Heilige sind mit Bauernregeln verknüpft, die heute noch bekannt sind.
„Wenn´s an Johanni Enthauptung regnet, verderben die Nüsse“: So lautet die Bauernregel für den 29. August (Johannes´ Enthauptung). Bereits im 4. Jahrhundert wurde dieses Fest im Osten, in Afrika, in Gallien und Spanien gefeiert, in Rom ab dem 5. Jahrhundert. – Den Himmel beobachtet und mit dem Wetter gekämpft haben Menschen immer schon. Regen, Sturm, Gewitter, Hitze und Trockenheit haben den Menschen, Tieren und Pflanzen zugesetzt und waren lebensbedrohlich. Mögliche Nahrungsquellen für ganze Familien, Dörfer und Länder waren betroffen, oft bedroht. Der Glaube und die Hoffnung, dass alles in Gottes Hand liegt, war weit verbreitet. Die Heiligen waren und sind nicht nur Fürsprecher/innen, sie stehen auch für bestimmte Ereignisse und für bestimmte Berufsgruppen. Zudem hat man schon früh versucht, Regeln zu finden, die die verlässliche Deutung der Wetterlage ermöglichen.
Deuten und Vorhersagen
Neben den alten Römern und Griechen haben sich auch Bischöfe mit dem Wetter beschäftigt. Bereits im 13. Jahrhundert veröffentlichte der Regensburger Bischof und Gelehrte Albertus Magnus eines der ältesten schriftlichen Zeugnisse zum Wetter: eine lateinische Abhandlung über die Beschaffenheit der Winde. Auch sie basierte auf bäuerlichen Beobachtungen. In den katholisch geprägten Ländern hat man sich an den Kirchenfesten und Heiligen-Gedenktagen orientiert und die Zeit danach eingeteilt. Ein Kalender im Taschenformat oder ein Terminkalender auf dem Smartphone sind Erfindungen, die Menschen erst seit dem 20. Jahrhundert ihr Eigen nennen. Wetterprognosen spielen bis heute eine wichtige Rolle. Wer bekommt schon so viel TV-Sendezeit wie das Wetter von heute und morgen? – Die Menschen, die noch ohne die 14-Tage-Wetterprognose auskommen mussten, haben sich an der Natur orientiert: Wind, Wolken, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit wurden beobachtet, Erkenntnisse wurden niedergeschrieben und weitergegeben. Oft wurden Reime verfasst, manchmal gelungen, manchmal holprig, viele sind bis heute bekannt.
Buchdruck und Bauernregeln
Ab dem 16. Jahrhundert erleichterte der Buchdruck die Verbreitung der Sprüche. Die Bauernregeln erschienen in Büchlein und Kalendern. Diese machten Angaben über die Aussaat und Ernte und auch über kirchliche Feste und Heilige. Die Lostage sind zudem mit den Gedenktagen der Heiligen verbunden. Ihre Herleitung kommt zum einen von „das Los ziehen“ für bedeutsame Tage, aber auch von „hlosen“ im Sinn von hören. Es sind also Tage, auf die man „hören“ sollte, wenn es um das Säen und Ernten ging. „Lange Zeit herrschte die Meinung vor, dass die Bauernregeln nur selten richtigliegen. Als man aber gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann, sie statistisch zu überprüfen und dabei auf das Entstehungsgebiet der jeweiligen Regel achtete, stellte man fest, dass die überlieferten Vorhersagen mit dem meteorologischen Erkenntnissen oft recht gut übereinstimmten“, sagen Kurt Haberstich und Gerhard Hartmann in ihrem Buch „Wie Heilige unser Wetter bestimmen“.
Rückbesinnung
In jedem Fall gilt: Das Beobachten der Natur unter der Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten öffnet auch den Blick für die Schönheit der Schöpfung und lässt Zusammenhänge erkennen. Das genaue Hinsehen kann zu einer Rückbesinnung auf die Natur führen, Dankbarkeit und Wertschätzung können Begleiterscheinungen beim Zitieren von Bauernregeln sein. Für September lässt sich Folgendes sagen: „Bleiben die Schwalben im September lange, sei vor dem Winter dir nicht bange“ oder aber auch „Septemberwetter warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr“.
Buchtipp: Kurt Haberstich/Gerhard Hartmann: Wie Heilige unser Wetter bestimmen. Bauernregeln und Naturweisheiten im Jahreslauf. Topos Premium, € 20,60.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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