Ausstellung im Museum am Dom in St. Pölten
1000 Jahre Hippolytkloster
Die Geschichte der Stadt St. Pölten ist untrennbar mit jener des ehemaligen Stiftes St. Pölten verbunden. 240 Jahre nach der Aufhebung des Klosters durch Kaiser Joseph II. beschäftigt sich die Jahresausstellung des Museums am Dom mit dem rund 1.000-jährigen Bestehen dieses ältesten Klosters auf heutigem niederösterreichischen Boden.
Das exakte Gründungsjahr des Hippolytklosters liegt bis heute im Dunkeln, eine Gründung um das Jahr 800 gilt aber als wahrscheinlich: Damals befindet sich das Gebiet des heutigen Niederösterreich in der umkämpften Grenzregion zwischen dem fränkischen Reich unter Karl dem Großen und dem Volk der Awaren, das weite Teile Osteuropas beherrscht. 796 geht der Krieg zugunsten des Frankenreiches aus. Das Benediktinerstift Tegernsee hat auf Seite der Franken gekämpft und wird mit Grund und Boden in den neu gewonnenen Gebieten belohnt. Der Überlieferung nach bringen die Gründer Tegernsees, die Brüder Adalbert und Ottokar, daraufhin die Schädelreliquie des römischen Märtyrers Hippolyt an die Traisen und gründen auch hier ein Kloster. Damit beginnt die Wiederbesiedelung dieses schon in der Römerzeit bewohnten Ortes, für den die Hippolytreliquie auch namensgebend wird: „Sankt Hippolytum“ wird im Laufe der Jahrhunderte zu „Sankt Pölten“.
Vom Benediktinerkloster zum Augustiner Chorherrenstift
Ursprünglich war das Hippolytkloster ein Benediktinerkonvent. Kirchenpolitische Umwälzungen und der Sittenverfall in manchen Klöstern führen im 10./11. Jahrhundert zu einer Klosterreform und Verbreitung der sogenannten Regularkanoniker: Diese verbinden Pfarrseelsorge mit der Ablegung von Mönchsgelübden. Wichtigster Protagonist dieser Reform ist der Passauer Bischof Altmann (um 1015–1091). Zwischen 1071 und 1081 setzt er seinen Vertrauten Eigilbert als Propst der St. Pöltner Gemeinschaft ein. Ab diesem Zeitpunkt ist das Hippolytkloster ein Kanonikerstift, das wenig später die Regel des heiligen Augustinus übernimmt.
Vom Benediktinerkloster zum Kanonikerstift
Mit dem Wandel vom Benediktinerkloster in ein Kanonikerstift geht auch eine Erweiterung der Stiftskirche einher (Weihe 1065). Im Laufe der Zeit wird die Anlage weiter verändert, das Jahr 1228 ist dabei besonders bedeutend: Der neue frühgotische Kirchenbau wird vom Passauer Bischof Gebhard geweiht – und besteht im Kern unter der barocken Ausstattung bis heute. Ein verheerender Brand im Jahr 1621 zerstört die Klosteranlage, nur die Kirche bleibt verschont. Propst Johannes Fünfleutner (reg. 1636–1661) lässt das Stift daraufhin wiedererrichten. Das heutige Aussehen des Gebäudes geht auf diese Bauphase in der Mitte des 17. Jahrhunderts zurück, wie ein Vergleich mit dem sogenannten „Fünfleutnerplan“ aus 1653 zeigt.
Zum Stift gehörten im Laufe der Jahre einige Pfarrkirchen. Bei der Auflösung 1784 waren es 18 Pfarrkirchen und drei Filialkirchen.
Der wichtigste Bau-Propst nach Fünfleutner ist Johann Michael Führer (Bischof von 1715 bis 1739). Er hat das ambitionierte Ziel, die gesamte Klosteranlage umzugestalten. Seine umfangreichen Baumaßnahmen stürzen das Stift in eine schwere finanzielle Krise – Propst Führer wird daraufhin 1739 abgesetzt. Nur wenige Jahrzehnte später ordnet Kaiser Joseph II. (regierend von 1765 bis 1790) die Diözesangrenzen in seinem Reich neu und gründet die Diözese St. Pölten. Als Bischofssitz wird das St. Pöltner Augustiner Chorherrenstift auserwählt, das 1784 deshalb aufgelöst wird. 1785 wird Heinrich Johann von Kerens erster Bischof von St. Pölten, die ehemalige Stiftskirche wird zum Dom der neuen Diözese.
Zum Stift St. Pölten gehören im Lauf der Jahrhunderte einige Stiftspfarren, bei der Auflösung 1784 sind es insgesamt 18 Pfarrkirchen sowie drei Filialkirchen. Die meisten dieser Pfarren befinden sich in der unmittelbaren Umgebung von St. Pölten, wie etwa Kapelln, Böheimkirchen, Gerersdorf oder Ober-Grafendorf. Vor allem der Wirtschaftsfaktor Wein lässt das Stift St. Pölten auch Pfarren und dazugehörige Weingärten in entfernteren Gegenden erwerben – dazu zählten etwa Retz oder Bruck an der Leitha. Bis heute sind in den ehemaligen Stiftspfarren Bezüge zu St. Pölten erhalten – etwa durch Hippolyt-Statuen, Inschriften oder dergleichen. In ihnen lebt das Erbe des Hippolytklosters bis in die Gegenwart fort.
Schädelkult & Stiftstumult
Mit der Jahresausstellung „Schädelkult & Stiftstumult“ im Museum am Dom in St. Pölten wird die Geschichte des großenHauses am Domplatz von seiner Gründung als mittelalterliches Kloster bis zu dessen Aufhebung duch Kaiser Joseph II. 1784 zu sehen sein.
Öffnungszeiten:
9. Mai bis 15. November: Di., Mi., Fr. 10-17 Uhr; Do. 10-19 Uhr; Sa., So. und Feiertag 10-16 Uhr.
Führungen nach Voranmeldung:
Führungen für Gruppen mit einer Mindestgruppengröße von 10 Personen gegen Voranmeldung.
Führungen für Einzelpersonen oder Kleingruppen ohne Voranmeldung jeden Donnerstag um 17 Uhr (außer feiertags).
Infos unter: www.museumamdom.at, Tel. 02742 /324-335
Veranstaltungshinweise
Muttertags-Special im Rahmen des NÖ MUSEUMSFRÜHLINGS. Zum Thema „Mutter & Kind“ in der Kunst am Beispiel von ausgewählten Mariendarstellungen gibt es eine Spezialführung. Danach sind alle Mütter und (große und kleine) Kinder auf ein Getränk eingeladen. Für Kinder von 5 bis 10 Jahren gibt es parallel zur Führung ein eigenes Programm.
Sa., 11. Mai, 10.30-11.15 Uhr.
Kuratorenführung durch die neue Dauerausstellung im Rahmen des NÖ MUSEUMSFRÜHLINGS.
Sa., 18. Mai, 10.30-11.30 Uhr.
Lange Nacht der Kirchen
„Musik & Literatur“ im Museum am Dom. Inspiriert von Exponaten der Ausstellungen erwarten Sie in der barocken Stiftsbibliothek Musikimpulse, dazu liest Bischof Alois Schwarz ausgewählte Texte zu verschiedenen Aspekten des Christentums.
Fr., 7. Juni, 18.30-19.30 Uhr.
Gewinnspiel
Für eine Gruppe aus einer Pfarre werden 25 Freitickets inklusive Führung durch die Ausstellung (Einlösezeitraum: Juli und August 2024) verlost. Einsendungen mit dem Kennwort „1000 Jahre Hippolytkloster“ sowie Namen und vollständiger Adresse bitte bis 31. Mai 2024 an gewinnspiel@kirchebunt.at senden.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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